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Kitfox Classic IV gebaut von Andreas Ritsch

Am Flugplatz Innsbruck vor dem Erstflug

Glückliche Gesichter nach dem Erstflug. Ein Video kann im Internet betrachtet werden: http://vimeo.com/29064169, Passwort: oe-vlr

Weihnachten 2006: damals wussten wir noch nicht was auf uns zukommt....

Auch die Lackierung erfolgte in der Garage

Der Bauprüfer Reinhold Schinagl bei der Arbeit....

.....und bei der Endabnahme

Auf das Instrumentenbrett bin ich besonders stolz

Helferin Lisi beim Transport......

.....auf dem Autodach

Die erste Landung auf dem Grasplatz Reutte LOIR

Kitfox forever

Andreas Ritsch, Innsbruck

Cleared for take-off on runway 08“, funke ich an Innsbruck Tower zurück. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, jetzt den Gashebel voll hinein, die Richtung halten, Manifold Pressure und Drehzahl überprüfen, das Heck anheben und beschleunigen. Nach wenigen Sekunden will meine Kitfox, die sich noch nie getraut hatte, einen Gummi vom Asphalt zu heben, endlich fliegen. Ein leichtes Rucken und es geht ab – und wie. Die Angst fliegt noch mit, aber es macht sich schon ein ungeheures Glücksgefühl breit – ich habe es tatsächlich geschafft.

Nach 45 min Flug in sicherer Flughafennähe und meiner besten Landung ever liege ich mit dem Rücken auf dem Gras neben meinem Flieger, schaue in den Himmel und fange schon an, die ganzen Mühen zu vergessen. Und mir fällt wieder einer meiner Lieblingssprüche ein: Tra il dire e il fare c'è di mezzo il mare (Zwischen Reden und Tun liegt das Meer)!

Wie oft bin ich gefragt worden, ob ich so ein Projekt noch einmal beginnen würde. Und wie viele Frauen, die ihr „niemals“ auf die Frage nach einem zweiten Kind direkt nach der Geburt nach wenigen Tagen Stillen vergessen haben, kann auch mich nicht mehr erinnern jemals nein auf diese Frage geantwortet zu haben…

Man sollte es sich schon genau überlegen, ob man so ein Projekt beginnen will. Gründe dagegen hört man oft genug, es gibt aber auch jede Menge Pros:

Man lernt dabei mindestens drei Berufe (Zitat Christian)

• Erweiterung der fliegerischen Kenntnisse und Fähigkeiten (Erprobungspilot)

• Man lernt viele neue Leute kennen, vor allem interessante Leute, die die gleiche Leidenschaft teilen. Ich glaube es gibt nicht so viele Vereine in Österreich, wo die meisten Mitglieder gerne zur Jahreshauptversammlung kommen. Das ist natürlich auch ein großer Verdienst unserer Vereinsführung und ich nütze hier die Gelegenheit Heidi und Othmar zu danken für ihren Einsatz und die unvergleichlich familiäre und entspannte Art alles zu organisieren: Vielen Dank – ihr seid die Besten!

• Ein eigenes Flugzeug eröffnet eine neue fliegerische Welt (ohne Reservierungsprobleme, ohne genaues Abrechnen der Minuten, etc.)

• Tanken von Selbstvertrauen

• Außerdem: Nur was man selbst gebaut hat, gehört einem richtig! ( Zitat von Jim Taylor, dem Heimwerker-King).

Rückblick

Wenn es ein Fliegergen gibt, dann ist das in meinem Chromosomensatz sicher mehr als zweimal vorhanden. So hat mich schon immer alles fasziniert, was mit Fliegen, Vögeln etc. zu tun hat. Und wie die meisten Experimental-Bauer habe ich zuerst mit GELI Papierflugzeugen und mit RC Modellbau begonnen. Diese Leidenschaft hat mich auch bis heute nicht verlassen.

Das erste richtige Fliegen habe ich über das Paragleiten realisiert, das ist extrem einfach zu erlernen, mit vergleichsweise wenig Aufwand verbunden und saugefährlich, wie ich leider selbst nach mehr als 100 Flügen erleben musste, das hätte auf ein Haar nicht nur meine Fliegerkarriere beendet…

Erst viel später nahm ich dann mit dem Pilotenschein den zweiten Anlauf. Meine Ausbildung absolvierte ich im Schnellverfahren innerhalb von sechs Wochen bei meinem Onkel in Oklahoma, der selbst Fluglehrer ist. Den Flugunterricht haben wir erst in der zweiten Woche begonnen, die erste haben wir gemeinsam beim legendären Oskosh-Meeting verbracht. Dort gab es auch gleich ein Schlüsselerlebnis für mich. Ich habe mich mit einem älteren Herrn unterhalten, der stolz in einem Campingstuhl vor seinem selbstgebauten Kitfox saß. Als er mir erzählte dass er unter der Woche eine 747er fliegt, sich aber jedes Wochenende auf das richtige Fliegen mit seiner Kitfox freut, stand mein Entschluss fest, auch selbst einmal eine Kitfox zu bauen. Den Checkflug habe ich dann am vorletzten Tag meines Aufenthaltes absolviert und bin mit einem fertigen Pilotenschein nach Hause gekommen. Dort habe ich sofort Kontakt mit Kitfoxbauern in Österreich und der Schweiz aufgenommen. Ich weiß nicht wie viele Stunden ich bereits damals mit Reinhold Schinagl telefoniert habe, der mir mit endloser Geduld von seinem Projekt erzählt hat. Natürlich bin ich sofort zum nächsten Igo Etrich Treffen gefahren, bei traumhaftem Wetter, ein wunderschöner Kitfox aus der Schweiz war auch dabei, jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr.

Flugzeugbau

Anstelle eines langweiligen Bauberichtes ein paar Tipps oder Gedanken für alle, die an ein eignes Flugzeugprojekt denken:

1) Man kann (fast) alles selbst machen. Es ist echt faszinierend, aber learning by doing funktioniert wirklich. Natürlich würde man es beim zweiten Mal besser machen, aber irgendwie geht es auch ohne Vorerfahrungen. Am wichtigsten ist es einfach anzufangen. Als ich zum Beispiel einen ersten Blick auf den Elektrik-Plan geworfen hatte, sah ich nur ein Muster von Linien und Symbolen. Ich habe dann mit ein paar Kabelverbindungen angefangen, langsam ist alles klarer geworden. Jetzt könnte ich den Plan auswendig aufzeichnen und kenne jedes Kabel, jede Sicherung und  jeden Schalter mit Vornamen.

2) Am Ball bleiben. Man sollte keine längeren Pausen machen, das macht es ganz schwierig. Am besten jeden Tag eine Kleinigkeit erledigen, manchmal genügt es auch sich am Feierabend in den halbfertigen Rumpf zu setzen und vom Fliegen zu träumen…

3) Alles aufschreiben und fotografieren. Das ist heutzutage ja einfach, nachdem jedes Handy eine Kamera mit brauchbarer Qualität besitzt. Am besten nach jedem Arbeitsvorgang ein schnelles Foto machen und am Abend in einem Folder mit Datum oder Baugruppe abspeichern.

4) Die Werkstatt in der Nähe. Mein Bruder Martin und seine Frau Sabine haben mir ihre Garage in Innsbruck zur Verfügung gestellt. Auch wenn diese nicht besonders groß war, konnte ich auch für kleinere Arbeiten schnell vorbeifahren (lieber ein bisschen weniger Platz, dafür aber keine großen Wege). Vielen Dank – ohne euch wäre das nicht gegangen!

5) Zuerst denken, dann bohren. Das gilt auch für andere nicht wieder gut zu machende Arbeitsschritte. Hier kann man eine Menge Zeit und Nerven sparen. Die Wahl oder der Kauf des richtigen Werkzeuges kann einen fast unmöglichen oder extrem aufwendigen Arbeitsschritt extrem erleichtern.

6) 90 % der Bauzeit sind eine schöne Zeit, da gibt es aber auch die restlichen 10 %. Da muss man durch, am besten dabei schon ans Fliegen denken. Die größte Motivation waren hier Flüge mit Reinhold in seiner Kitfox, da ging das Bauen gleich viel leichter von der Hand.

7) Andere Experimentalbauer um Rat fragen. Ich war hier bestens betreut und möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei meinem Baubegleiter Reinhold Schinagl und bei meinem Erprobungsleiter Christian Muigg bedanken. Beide habe ich hunderte Male angerufen und sie haben mir immer weitergeholfen. Ich wünsche jedem Flugzeugbauer so eine super Betreuung.

8) Eine der wichtigsten Sachen für mich war das Instrumentenbrett; ich habe hier sehr viel Zeit in die Planung investiert, unter anderem auch eine Schablone in Papierform 1:1 angefertigt. Jetzt bin ich mit dem Ergebnis überglücklich, alles ist übersichtlich, alle Bedienelemente sind genau dort wo ich sie haben möchte. Das macht das Fliegen viel entspannter.

Erprobung und Flugleistungen

Nach dem vielleicht aufregendsten Tag im Leben eines Flugzeugbauers, den ich am Anfang dieses Artikels geschildert habe, kommt eine extrem schöne Zeit. Jetzt kann man sich sein Flugzeug erfliegen. Das ist zwar auch oft aufwendig und anstrengend, aber immer ein Erlebnis, ich möchte keine Minute davon missen. Mit der Zeit bekommt man ein echt gutes Gefühl für das Gerät, und auch das Vertrauen steigt von Flug zu Flug. Die ersten längeren Flüge nach der Erweiterung des Erprobungsbereiches sind dann ein wirklicher Genuss und Belohnung pur. Die Kitfox besitzt eine sehr ausgewogene Steuerung, lässt sich also sehr leicht fliegen; die riesigen Flaperons verleihen aber auch eine hohe Wendigkeit, das Fliegen macht enorm Spaß. Im Reiseflug kann man die Kitfox gut austrimmen und bei ruhigen Bedingungen hands off fliegen.

 Landungen sind mit einem Spornradflugzeug natürlich immer eine Herausforderung und man muss wirklich jedesmal konzentriert sein, vor allem bei stärkerem Wind. Durch die direkte Steuerung kann man das Flugzeug aber immer gut kontrollieren, so konnte ich auch eine Landung mit 11 kts Seitenwindkomponente gut meistern (zugelassen ist die Kitfox bis 15 kts).

Fehlt nur noch das Wichtigste, der Dank an meine liebe Lisi! Als Hauptleidträgerin dieses Projektes hat sie mich trotzdem stets moralisch unterstützt aber auch tatkräftig mitgeholfen. Spätestens jetzt ist es klar, dass uns nichts mehr zu trennen vermag…

Flugzeug-Daten

Leergewicht

336 kg

Max. Abfluggewicht

545 kg

Max. Zuladung

209 kg

Start-Rollstrecke

163 m

Vx

48 kts

Vy

52 kts

VNO

106 kts

VNE

120 kts

VS1 (Leerlauf)

40 kts

VS0 (Leerlauf)

35 kts

Reisegeschwindigkeit (75% Leistung)

95 kts TAS

Dienstgipfelhöhe

15.000 feet

Bestes Steigen

1200 feet/min

Tankinhalt

110 L ausfliegbar

Kraftstoffverbrauch(75% Leistung)

16 L/h,

Reichweite (exkl. 30 min Reserve)

ca. 600 nm

Lärmmessung

64,63 dB(A)