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Barcelona 2009

Manche ziehts ans Nordkap, mich eher in den Süden. Da gibt’s genug anfliegbare Ziele, aber bei einem IE-Stammtisch im Winter kam ich im Gepräch mit Wolfgang Streiwieser auf Barcelona. Er schwärmte von einer zurückliegenden, verlängerten Wochenendreise und ich sprach von einem Firmenkollegen aus der Gegend von Barcelona, den ich bei einer Schulung in den USA kennenlernte und auch mal besuchen wollte. Somit war es beschlossene Sache, dass wir im August nach unserem IE-Treffen, jeweils mit Partnerin, losfliegen.

‚Fly Niki’ machts für 29€ , das ist eindeutig zu billig und nicht so aufregend. Ausserdem musste Wolfgangs Lancair auch mal so richtig auf Strecke!

Das IE-Treffen war am 9.8. gelaufen, am Montag 10.8. wegen schlechtem Wetter der Flug unmöglich, da von Westen her eine Kaltfront durchzog. Ich hatte schon Hotel und Leihwagen reserviert. Beim Anruf am Flugplatz Sabadell (LELL, 20km nordwestlich von Barcelona)teilte man mir mit, dass dieser ohnehin geschlossen sei, da durch Blitzschlag im Tower die Funkanlage zerstört wurde. Ein Ausweichen nach Girona (Verkehrsflughafen 80km nördlich) wäre nicht möglich gewesen, da diese auch keinen Slot freigaben. Also weiteres Hoffen, dass sich neben dem Wetter- auch die technischen Probleme lösen.

Am Dienstag wieder ausgiebiges Studium des Wetters, das leider noch nicht so gut aussah. Man glaubt immer, je öfter man reinschaut, desto besser wird es – das hat sich leider gar nicht bestätigt. Nach anfänglicher Besserung zeigten sich nachmittags am Wetterradar über dem Süddeutschen Raum wieder orange Punkte, die allmählich zu großen, zusammenhängenden Flecken verschmolzen. Somit war auch der Dienstag abgehakt. Dafür positive Antwort aus Sabadell - der Notbetrieb wurde wieder aufgenommen, Anfliegende mit Flugplan werden angenommen.

Mittwoch ist endlich der große Tag. Die Wolkenuntergrenzen sind zwar noch grenzwertig, aber Richtung Westen ist Besserung in Sicht. Die Flugstrecke wurde so gewählt, dass wir grossteils ausserhalb kontrollierter Lufträume unterwegs sind. Es ist doch lustiger, auf ‚Quatschfrequenz’die Freude zu teilen, als sich dauernd auf Controler zu konzentrieren. Die Route führte von Wels (Wolfgang von Ried) übers Allgäu, nördl Zürich, Genfersee, nach Annemasse (LFLI) – das ist genau die Hälfte der Flugstrecke. Kurz nach Salzburg Kontrollzone hörte ich schon Wolfgang am Funk, der 15 min nach mir in Ried startete – in Grennchen hat er mich dann überholt. Ich flog mit Gegenwind ca 3h10, Wolfgangs Lancair ist ca 15kts schneller, somit war er nach meiner Landung schon am Tanken. Nach 2Std Snackpause gings nördlich der französischen Alpen vorbei an Grenoble, Rhonetal gekreuzt, durch das Beschränkungsgebiet LFR55 nach Freigabe von ‚Orange Approach’, dann westlich von Montpellier bei Sete an die Küste. Runter auf 800ft und unter der Kontrollzone Bezier entlang der Küste Richtung Südwesten. Spürbarer Gegenwind ließ uns bei 33Grad länger auf die Strände hinunterlechzen, als geplant. Die Pyrenäen waren schon aus 100km Entfernung zu sehen. Klarer Horizont über dem Mittelmeer und zeitweise plötzliche Turbulenzen machten den Flug kurzweilig.

Der Lycoming O-235 brummte zuverlässig, schluckt dabei 22-23l/h, das entspricht etwa 10lit/100km. Modernere Motoren sind zwar sparsamer, dafür gibt’s keine Kotzgeräusche beim Abstellen – das ist doch ein paar Liter wert!
Nach passieren der Spanischen Grenze beginnen die schönen Strände der Costa Brava mit angrenzenden Steilküsten, ein traumhafter Anblick – Fliegerherz, was willst du mehr!

Landung in Sabadell, schnell ein Taxi zur Leihgwagenübernahme ins Hertz Stadtbüro, eine halbe Stunde vor Büroschluss. Das Timing hat wieder mal gepasst! Dann ca 1Std Fahrt nach LLorret de Mar, wo wir ein wenig baden und relaxen wollen. Es war schöner, als erwartet. Die schön angelegten Wege vom Strand entlang der Steilküste luden nach dem Frühstück zu einer Erkundungstour ein, dann baden im kristallklaren Wasser.
Abends dann noch ein Abstecher ins Hafengebiet von Barcelona, gemütliches Abendessen, hinterher noch auf den Touristentrampelpfaden entlang der Rambla. Morgens noch ein paar Runden baden, wir mussten ja unsere wertvollen Minuten nützen.

Mittags Checkout, Fahrt nach Sabadell, Rückgabe Leihwagen, Taxifahrt ins Zentrum Barcelona um unsere Sightseeingtour im Schnellverfahren durchzuziehen. Die offenen Stockbusse sind wirklich eine ideale Möglichkeit, die Stadt kennenzulernen. Diese fahren die Highlights an und man kann aussteigen, um mit einem späteren Bus weiterzufahren, oder man geniesst einfach Alles vom Bus aus. Mangels Zeit sind wir meist sitzengeblieben und liessen uns über die beigestellten Kopfhörer die Tour erklären. Nur den Aussichtsberg beim Hafen haben wir erklommen, da konnten wir bei den letzten Sonnenstrahlen noch das herrliche Panorama der Stadt geniessen.

Den Firmenkollegen konnte ich leider nicht mehr treffen, da wir 2 von den 6 geplanten Tagen verloren hatten. Er hätte uns ursprüglich auf sein Segelboot eingeladen. Wolfgang musste am Samstag wieder zurück, um am Sonntag seine Firma wieder anzuwerfen, da es nach dem Betriebsurlaub wieder zügig losging. Ausserdem wurde das Wetter wieder schlechter. Aber wie es so schön heißt – der Weg ist das Ziel!
Samstag morgens ein fast langweilig, wolkenloses Satellitenbild auf der gesamten Strecke. Start um 8h15 lokal, Flug entlang der schönen Küste, vorbei an den Pyrenäen, Seenebel über dem Meer.

Dann die Überraschung: An der französischen Küste, Nähe Perpignan Nebel auch über die Küste, der sich gerade gehoben hatte. Da für VFR-Flieger Erdsicht doch ganz gut ist, schlüpfen wir drunter. In Ameisenhöhe geht’s dann weiter. Manchmal schien es dunkler zu werden, aber nach ca 50km wurde es wieder allmählich besser und bei Sete ist es wieder wolkenlos.
Bei Anruf von Orange Appr. wurde die automatische Information aktiviert und LFR55 als ‚nicht aktiv’ gemeldet. Im Beschränkungsgebiet überflogen wir den Nationalpark „Gorges l’ Ardeche“, einem eindrucksvollen Canon, nicht zu verwechseln mit der Verdonschlucht nördlich von Cannes ( Europ ‚Grand Canon’).
Südlich von Valence kreuzen wir das Rhonetal, dann wieder Grenoble, Chambery, Annecy zum Tankstop nach Annemasse. Während des Tankens Ausfall der Tankstelle. Ein Tiptank ist voll, einer leer – nicht günstig beim Start und auch nicht für die Reichweite. Nach 1,5 Std Wartezeit noch immer keine Hoffnung auf weiteres Lebenselexier für meinen Motor. Aufgabe eines Flugplanes nach Friedrichshafen für einen weiteren Tankstop. Kurz vor Abflug nochmals zur Tankstelle – es gibt Avgas! Flugplanänderung, Abflug bei sengender Hitze, was sich an der Startstrecke deutlich zeigte, aber die Piste hat ja 1300m. Der weitere Heimflug war unspektakulär, vorbei an bekannten Städten wie Lausanne, Neuchatel, Grennchen, dann wieder Alpennordrand.

Es war keine Weltumrundung, auch keine große fliegerische Leistung, aber es war eine schöne Reise, die eines der wesentlichen Ziele meines Amateurbaues wieder voll erfüllte